04.06.2013

Wohin steuert die Energiewende? NATURSTROM diskutiert mit

Die Energiewende hat derzeit zwei Gesichter – als gelebte Praxis von Millionen Menschen, die sich in Genossenschaften engagieren, Sonnenstrom auf dem eigenen Dach produzieren oder Ökostrom beziehen, floriert sie. Als politisches Großprojekt geht sie am Stock. Was sich daher ändern muss, darüber sprachen am 4. Juni auf Einladung der Düsseldorfer Grünen NRW-Umweltminister Johannes Remmel, NATURSTROM-Vorstand Oliver Hummel und Udo Brockmeier, Chef der Stadtwerke Düsseldorf mit knapp 100 Veranstaltungsgästen.

Einig waren sich alle Beteiligten bei der generellen Marschrichtung: Das auf zentralen Großkraftwerken basierende System hat ausgedient, die von Wind, Sonne und Co. dominierte Stromerzeugung erfordert dezentrale und am regionalen Bedarf orientierte Strukturen. Skepsis herrschte daher angesichts der ambitionierten Ausbaupläne der Bundesregierung für die Offshore-Windenergie. „Offshore-Windparks tragen als zentrale Großkraftwerke fernab der großen Verbraucher nicht zur nötigen Systemtransformation bei“, gab Oliver Hummel zu bedenken. „Außerdem sind sie schlicht sehr teuer. Die Ökostromerzeugung durch Windparks an Land oder Photovoltaikanlagen ist um einiges günstiger.“

Ebenfalls Konsens: Ein neues Strommarktdesign muss her. Denn durch die Erneuerbaren Energien sinkt der Börsenpreis für Strom immer weiter, wodurch wiederum die EEG-Umlage steigt. Die Erneuerbaren schaden sich also selbst. Und da viele Stromversorger ihre Einsparungen aus dem günstigeren Einkauf nicht weitergeben, leidet letztlich der Endkunde. Gleichzeitig sinkt durch die abschmelzenden Preisspitzen der Anreiz, in Stromspeicher zu investieren. Deren Geschäftsmodell basiert schließlich darauf, Strom zu Niedrigpreiszeiten zu speichern und ihn zu Hochpreiszeiten abzugeben. NATURSTROM-Vorstand Hummel mahnte daher Reformen an: „Zum einen müssen bessere Anreize geschaffen werden, die Ökostromerzeugung und den Bedarf von Gewerbe- und Haushaltskunden aufeinander abzustimmen. Zum anderen gehört das Verfahren zur Berechnung der EEG-Umlage unbedingt reformiert. Eine angemessene Wertigkeit des Ökostroms im Börsenhandel würde sich dämpfend auf die Höhe der EEG-Umlage auswirken.“

Doch nicht nur auf Bundesebene, auch in NRW selbst ist viel zu tun. „Bis 2025 wollen wir rund 30 Prozent des Stroms in NRW aus Erneuerbaren Energien produzieren“, hatte Umweltminister Remmel am Vormittag bei der Vorstellung einer Solar-Potenzialstudie als Ziel ausgegeben. Im Jahr 2011 betrug der Anteil Erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung im bevölkerungsreichsten Bundesland 5,8 Prozent – da ist also eine Aufholjagd nötig.