20.05.2020

NATURSTROM und EnergieNetz Hamburg eG realisieren lokale Strom- und Wärmeversorgung für Hamburger Quartier „Hinter der Lieth“

Hamburg, 20. Mai 2020. Im Hamburger Norden haben die NATURSTROM AG und die Bürgerenergiegenossenschaft EnergieNetz Hamburg eG gemeinsam ein nachhaltiges, dezentrales Energiekonzept für das Neubauquartier Hinter der Lieth umgesetzt. Für die Wärmeversorgung der 78 Wohneinheiten kommt ein biogasbetriebenes Blockheizkraftwerk zum Einsatz. Der dort erzeugte Strom wird gemeinsam mit dem Solarstrom aus Photovoltaikanlagen auf den Dächern den Bewohnern als kostengünstiger Mieterstrom angeboten. 80 Prozent der bisher bezogenen Haushalte nutzen dieses Angebot bereits.

Hamburg ist Millionenmetropole und eine international ausgerichtete Handelsstadt. Auch und gerade in solchen weltoffenen urbanen Räumen gibt es allerdings viele lokale Ressourcen und Potenziale für eine dezentrale und vor allem saubere Strom- und Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien. Dies zeigen der Öko-Energieversorger NATURSTROM und die Bürgerenergiegenossenschaft EnergieNetz Hamburg eG im neu entstandenen Quartier „Hinter der Lieth“ im Norden der Hansestadt. Errichtet wurde das zwischen Tierpark Hagenbeck und Flughafen gelegene Ensemble aus sechs Gebäuden mit insgesamt 78 Wohnungen von der Baugenossenschaft der Buchdrucker eG. Die Energiepartner sorgen dabei für vor Ort erzeugte klimaneutrale Wärme und Strom.

„Bisher war die Energiewende vor allem ein ländlich geprägter Umbau unserer Stromversorgung. Um den Klimaschutz weiter voranzubringen, müssen wir auch in den Städten erneuerbare Energien nutzen und unbedingt den Wärmebereich stärker in den Blick nehmen. Das Projekt ,Hinter der Lieth‘ zeigt einmal mehr, wie modernes Leben mit einer sauberen und sektorengekoppelten Energieversorgung funktionieren kann“, macht Dr. Tim Meyer, Vorstand bei NATURSTROM, deutlich. „Die Energiewende als eine Transformation der Energieversorgung zu einem dezentralen und klimaneutralen System kann nur gemeinsam mit den Menschen vor Ort gelingen. Dies zeigt sich auch beispielhaft in dem Projekt ‚Hinter der Lieth‘, das so nur in der Zusammenarbeit mit den lokalen Genossenschaften, der EnergieNetz Hamburg und der Baugenossenschaft der Buchdrucker, umgesetzt werden konnte. Wir freuen uns daher sehr über die erfolgreiche Kooperation.“

Die EnergieNetz Hamburg eG setzt sich seit ihrer Gründung für eine Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien in Bürgerhand ein und war ein wichtiger Treiber zur Rekommunalisierung der Hamburger Strom-, Gas-, und Fernwämenetze. Matthias Ederhof, Gründungsvorstand der Energiegenossenschaft, erläutert: „Viele Hamburgerinnen und Hamburger wollen die Energiewende vorantreiben – nicht irgendwo, sondern hier in der Stadt. Das Quartier ‚Hinter der Lieth‘ zeigt, dass das nicht nur technisch funktioniert, sondern auch bürgernah umgesetzt werden kann. Es ist damit ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer dezentralen, bürgernahen und klimaschonenden Energieversorgung hier in der Hansestadt.“ Entwickler des Quartiers ist die Baugenossenschaft der Buchdrucker eG, die seit Ihrer Gründung in den 1920er Jahren bezahlbaren und gleichzeitig nachhaltigen Wohnraum in Hamburg schafft. „Gerade in Metropolen ist der freie Immobilienmarkt für viele Menschen kaum mehr zugänglich. Umso wichtiger ist es, dass Genossenschaften wie wir bürgerfreundliche und bezahlbare Wohnungsangebote schaffen, die auch den Umwelt- und Klimaschutz nicht vergessen“, freut sich Baugenossenschafts-Vorstand Mathias Kalff über die gute Zusammenarbeit der drei sich ergänzenden Projektpartner.

Basis der Wärmeversorgung ist ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit einer elektrischen Leistung von 20 Kilowatt und einer thermischen Leistung von 47 Kilowatt, welches die Wärme für alle Gebäude erzeugt. Verteilt wird die Energie über ein quartierseigenes Wärmenetz. Zusätzlich ist ein Spitzenlastkessel für besonders kalte Tage installiert, so dass die Wärmeversorgung jederzeit gesichert ist. Beide Wärmeerzeuger werden mit naturstrom biogas beliefert, wodurch Raumwärme und Warmwasser klimaneutral vor Ort bereitgestellt werden.

Auch der Strombedarf des kleinen Quartiers wird zu großen Teilen lokal gedeckt. Neben der Elektrizität, die quasi als Zusatzprodukt im BHKW produziert wird, kommt ein erheblicher Teil des Stroms vom Dach der Gebäude: Eine über drei der sechs Häuser verteilte Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von knapp 120 kWp sorgt für ca. 48.000 Kilowattstunden sauberen Sonnenstrom pro Jahr. Zusammen wird diese Erzeugung den Bewohner*innen als Quartiers-Mieterstromprodukt angeboten.

„Mieterstrom ist eine hervorragende Möglichkeit, die Energiewende in den Städten voranzubringen und auch diejenigen am günstigen Solarstrom partizipieren zu lassen, die über kein eigenes Hausdach verfügen“, macht Meyer deutlich. Die bisherigen Rahmenbedingungen dafür sieht er allerdings kritisch: So müsste erstens und dringendst der bald generell wirksame Solar-Förderdeckel abgeschafft werden, sonst ginge es generell beim Photovoltaikausbau bald gar nicht mehr voran. Zweitens fordert der NATURSTROM-Vorstand, dass auch die Mieterstromregeln als solche endlich reformiert werden müssten – wie es die Bundesregierung eigentlich auch längst angekündigt hatte. „Ohne deutliche Verbesserungen der Rahmenbedingungen wird es beim so vielversprechenden Segment Mieterstrom sonst nicht vorangehen“, bekräftigt er. Im Quartier Hinter der Lieth haben sich bereits gut 80 Prozent der bisherigen Bewohner*innen für dieses attraktive, lokale und klimafreundliche Stromangebot entschieden – die Verbraucherinnen und Verbraucher haben also durchaus Interesse an entsprechenden Angeboten.

Bildmaterial zum Download (Quelle: EnergieNetz Hamburg eG)

Gebäudezeile mit PV-Anlage im Quartier "Hinter der Lieth" (Foto: EnergieNetz Hamburg eG)

Gebäudezeile mit PV-Anlage im "Quartier Hinter der Lieth" 2 (Foto: EnergieNetz Hamburg eG)

Schornstein des BHKW und PV-Anlage im im "Quartier Hinter der Lieth" (Foto: EnergieNetz Hamburg eG)

Schornstein des BHKW und PV-Anlage im im "Quartier Hinter der Lieth" 2 (Foto: EnergieNetz Hamburg eG)