28.11.2005

Martinsrieder Max-Planck-Institute setzen auf die Sonne

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Biochemie setzten sich schon seit Jahren damit auseinander, wie Organismen mit Photosynthese Lichtenergie für ihr Wachstum in chemische Energie umwandelnn. Vor 17 Jahren bekam Direktor Robert Huber gemeinsam mit zwei weiteren ehemaligen Max-Planck-Forschern für die Aufklärung der Struktur des Photosynthesezentrums den Nobelpreis verliehen. Ein zweiter Direktor, Dieter Oesterhelt, entdeckte das Bakteriorhodopsin, mit dem die einzelligen Archaeen ihre Energieversorgung meistern. Jetzt wird die Affinität der Max-Planck-Wissenschaftler zur Nutzung des Sonnenlichts auch außerhalb der Labore sichtbar: Die Institute stellen etwa die Hälfte der vorhandenen Dachflächen der NATURSTROM AG für die Nutzung der Sonnenenergie mit einer Photovoltaikanlage zur Verfügung. Die installierten Module weisen eine Spitzenleistung von mehr als 300 Kilowatt auf. Somit steht auf den Dächern der Institute eine der größten Photovoltaikanlagen in der Region München. Der Strom wird über eine eigens installierte Trafostation in das allgemeine Stromnetz eingespeist, die erwartete Jahresproduktion von mindestens 280.000 kWh entspricht dem Strombedarf von etwa 80 Haushalten.

Die Idee zur Bereitstellung der bisher ungenutzten Kiesflächen hatte Gerhard Breutel, Mitarbeiter des MPI für Neurobiologie. "Wir stellen unsere Dachflächen für Klimaschutz und Energiesicherheit zur Verfügung und uns entstehen dadurch keinerlei Kosten". Mit diesem Argument konnte er die geschäftsführenden Direktoren der beiden Forschungsinstitute überzeugen. In einem Nutzungsvertrag zwischen der Max-Planck-Gesellschaft und der NATURSTROM AG wurden alle "wenn" und "dann" berücksichtigt, und seit Baubeginn im Sommer konnten die Mitarbeiter der Institute vier Monate lang täglich die Monteure der Firma SunStrom beim Aufbau der Anlagen auf den Dächern beobachten.

Bei den Photovoltaikanlagen setzt die NATURSTROM AG bewusst verschiedene Modultypen ein, die sich aufgrund ihrer Eigenschaften für unterschiedliche Ausnutzung des Sonnenlichts eignen: Auf dem Dach über der Eingangshalle sind zum Beispiel Module worden, die den gestalterischen Anforderungen der Max-Planck-Gesellschaft entsprechend eine homogene Oberflächefarbe haben und durch den flachen Neigungswinkel von nur 10° für Betrachter des Gebäudes nicht sichtbar sin. Um auch bei dieser flachen Aufständerung noch gute Leistung zu erzielen, wurden Solarmodule mit so genannten amorphen Zellen aufgestellt, die besonders gut die diffuse Himmelsstrahlung verwerten können. Auf den übrigen Dächern der Institute wurden hauptsächlich kristalline Silizium-Module eingesetzt mit polykristallinen oder monokristallinen Zellen. Dieser Modultyp nutzt das direkte Sonnenlicht stärker aus und bedarf eines Neigungswinkels von ca. 30°. Zu einem geringen Anteil sind auch Zellen der so genannten HIT-Technologie im Einsatz, die die Merkmale von kristallinen und von Dünnschicht-Zellen vereinen, und sowohl direktes als auch diffuses Licht nutzen können.

Die Martinsrieder Institute sind die ersten Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft, die mit einer Photovoltaik-Anlage Strom für die Allgemeinheit produzieren. "Wir hoffen natürlich, dass wir mit unserer Anlage jetzt auch noch weitere Institute in der Max-Planck-Gesellschaft und unsere Nachbarn auf dem Wissenschafts-Campus Martinsried-Großhadern zur Nachahmung inspirieren", so Prof. Dr. Alexander Borst, Geschäftsführender Direktor am MPI für Neurobiologie. Rund 140 Wissenschaftler und 110 Mitarbeiter der Serviceeinrichtungen seines Instituts widmen sich u. a. der Erforschung der Hintergründe der Entwicklung des Nervensystems und der zellulären und molekularen Grundlagen von Gedächtnisvorgängen. Weiter sind die Verarbeitung von Informationen im Gehirn, die auch durch Computermodelle erforscht werden, und Ursachen der Autoimmunerkrankungen des Nervensystems (Multiple Sklerose) wichtige Forschungsschwerpunkte. Das große Schwesterinstitut MPI für Biochemie ist mit rund 850 Mitarbeitern eines der größten Einrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft. Hier arbeiten Wissenschaftler u. a. an der Aufklärung von Signalmechanismen innerhalb der Zelle aber auch zwischen Zellen (z.B. bei der Gewebebildung) oder auch an Reaktionen der Zelle auf Faktoren von außen (Wachstumsfaktoren) und wie Fehlsteuerung zu Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer führen können. Das Institut ist führend in der Entwicklung von Methoden zur Aufklärung von zellulären Strukturen und Funktionen. Seit 1973 befindet sich das Institut in Martinsried, das neurobiologische Institut ist seit 1984 auf dem Campus.