15.01.2021

„Bevorzugung von Großkonzernen muss ein Ende haben, es braucht wieder mehr Akteursvielfalt und Teilhabe bei der Energiewende!“

Foto: Roland Horn

Dr. Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender der NATURSTROM AG, kommentiert die heute von der Agentur für Erneuerbare Energien kommunizierte trend:research-Studie zur Akteursvielfalt bei der Energiewende:

„Von Privathaushalten und Landwirten über Bürgerenergiegemeinschaften bis hin zu den Pionierunternehmen der Energiewende: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien wurde und wird vor allem von kleinen und mittelgroßen Akteuren vorangetrieben. Dass sich inzwischen auch bei den alten Energiekonzernen immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, dass wir für den Klimaschutz mehr Erneuerbare brauchen, ist zunächst einmal erfreulich. Dennoch kann es nicht sein, dass die Bundesregierung beim Bau von Wind- und Solaranlagen nun die viel zu spät erwachten Konzerne protegiert, ihnen wie gerade im Parlament beschlossen für die Stilllegung überalterter Kohlekraftwerke Milliardenbeträge schenkt und die ursprünglichen Akteure der Energiewende durch politische Rahmensetzungen immer mehr zurückdrängt. Hochbürokratische und bremsende Auktionsverfahren für regenerative Stromproduktion, fehlende Entfaltungsmöglichkeiten für Bürgerenergie sowie eine energierechtliche Regelungs- und Erfassungswut erschweren das Demokratisierungsversprechen, das mit einer dezentralen Energieversorgung einhergeht. Es braucht bei der Energiewende keine Bevorzugung von Großtechnologien wie Offshore Windenergie und Wasserstoffwirtschaft und der dahinterstehenden Kapitalinvestoren, sondern wieder mehr Freiräume für kleine Akteure, für Innovationsvielfältigkeit, für regionale Entwicklung und ganz klar für mehr Teilhabemöglichkeiten engagierter Bürger!“

 

Weitere Informationen:

Die Pressemitteilung der AEE finden Sie unten zum Nachlesen sowie unter folgendem Link: https://www.unendlich-viel-energie.de/studie-buergerenergie-bleibt-zentrale-saeule-der-energiewende

Ein Grafikdossier mit den Ergebnissen kann unter folgendem Link auf der Seite der AEE abgerufen werden: https://www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/grafiken/eigentuemerstruktur-erneuerbare-energien.

Weitere Informationen zur 4. Auflage der Studie „Eigentümerstruktur: Erneuerbare Energien“, die u.a. mit Unterstützung der NATURSTROM AG und der NATURSTROM Stiftung ermöglicht wurde, sind hier auf der Seite von trend:research verfügbar. Dort kann die vollständige Studie auch käuflich erworben werden.

 

 

Neue Studie zeigt: Bürgerenergie bleibt zentrale Säule der Energiewende

Berlin, 15. Januar 2021 – Für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland spielen die Bürger*innen eine Schlüsselrolle. Die Erneuerbaren Energien befinden sich immer noch zum größten Teil in der Hand von Privatpersonen, wie aus einer neuen Studie des Instituts trend:research hervorgeht. Fast ein Drittel der installierten Leistung von Anlagen zur Stromerzeugung aus Wind-, Solar- und Bioenergie sowie aus Wasserkraft und Erdwärme befinden sich in deren Eigentum. Nimmt man die Landwirt*innen hinzu, sind es sogar mehr als 40 Prozent. Doch der Anteil der Bürgerenergie sinkt gegenüber den Vorjahren. „Die Investitions- und Beteiligungsmöglichkeiten der Bürger*innen ist für die Akzeptanz des weiteren Ausbaus der Erneuerbaren Energien unverzichtbar“, betont der Geschäftsführer der AEE, Dr. Robert Brandt.

Die Bürgerenergie ist immer noch das zentrale Standbein der Energiewende. Deren Anteil an der gesamten installierten Leistung Erneuerbarer Energien wird aber kleiner. Vor zehn Jahren, als die Eigentümerstruktur der Erneuerbaren Energien erstmals untersucht wurde, war mehr als die Hälfte der installierten Leistung in der Hand von Privatleuten und Landwirt*innen. Bis zum Jahr 2016 sank der Anteil der Bürgerenergie auf 42 Prozent, 2019 ging er nochmal leicht zurück auf 40,4 Prozent. Der Anteil Gewerbetreibender, großer Unternehmen, von Energieversorgungsunternehmen sowie von Fonds und Banken hat sich dagegen erhöht. „Zu Beginn der Energiewende waren es vor allem die Bürger*innen in Deutschland, die die wirtschaftlichen Chancen der Erneuerbaren Energien erkannt haben. Dass sich nun auch finanzkräftige Investoren mehr für eine klimaschonende Energieerzeugung engagieren, ist durchaus erfreulich. Doch die Bürgerenergie muss unbedingt weiter ihren Platz im Fortgang der Energiewende finden. Denn Beteiligungsmöglichkeiten fördern die Akzeptanz“, erklärt Brandt.

Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Bürgerenergie bei der Windenergie an Land, Photovoltaik und bei Biogas. Privatleute und Landwirt*innen bringen es bei der Windenergie an Land auf einen Anteil von 40,6 Prozent. Beim Solarstrom vereinen sie sogar 48 Prozent der installierten Leistung auf sich. Diese Form der Stromerzeugung ist aber auch für Gewerbetreibende besonders attraktiv. Diese sind hier mit rund 25 Prozent ebenfalls stark vertreten. Biogasanlagen sind wenig überraschend vor allem im Besitz von Landwirt*innen. Drei Viertel der Anlagen entfallen auf landwirtschaftliche Betriebe. Anders als die Windenergie an Land wird die Offshore-Windenergie von den Energieversorgern sowie von Fonds und Banken dominiert. Auf erstere entfallen fast zwei Drittel der Offshore-Kapazitäten, auf letztere das restliche Drittel.

Wie sehr sich die Eigentümerstruktur von der Bürgerenergie zugunsten größerer Investoren verschiebt, zeigt ein Blick auf die Anteile am Zubau. Zum ersten Mal bildeten die Privatpersonen im Jahr 2019 mit 18 Prozent nicht mehr die größte Gruppe beim Bau neuer Anlagen. Fonds und Banken übernahmen den Spitzenplatz mit 21 Prozent. Rechnet man die Landwirt*innen hinzu, kommt die Bürgerenergie bei den Neuanlagen nur noch auf etwa ein Viertel. Das sind etwa 15 Prozentpunkte weniger als im Bestand. Hier macht sich bemerkbar, dass der Anteil der investitionsintensiven Offshore-Windenergie steigt und die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen wieder anzieht, während der Ausbau der Onshore-Windenergie fast zum Erliegen gekommen ist. Energieversorgungsunternehmen – insbesondere die großen und internationalen Energieversorger – engagieren sich deutlich stärker. Zusammen waren sie im Jahr 2019 für knapp ein Drittel des Zubaus verantwortlich. 2016 waren es erst 22 Prozent. Gewerbe konnten ihren Anteil von ca. 12 auf 16 Prozent steigern. Am stärksten verloren die Projektierer. Deren Anteil sank von ca. 16 auf sieben Prozent, was auf den schwachen Ausbau der Windenergie an Land zurückzuführen ist.

„Für das Erreichen der Klimaschutzziele brauchen wir mehr Zubau in allen Bereichen und in allen Größenklassen – von der kleinen PV-Dachanlage auf dem Eigenheim, über das Bürgerwindrad bis zum Offshore-Windpark. Dafür braucht es die Investitionsbereitschaft aller und Beteiligungsmöglichkeiten für alle“, betont AEE-Geschäftsführer Brandt.

Die Studie wurde mit freundlicher Unterstützung von EWS Schönau, der NATURSTROM AG, der Naturstrom-Stiftung und Greenpeace Energy eG erstellt.