26.03.2019

NATURSTROM AG übernimmt Windpark für den Weiterbetrieb nach EEG-Ablauf

Die NATURSTROM AG richtet sich mit dem Kauf älterer Windparks auf den Umbruch ab 2021 ein, wenn jährlich tausende Windenergieanlagen aus dem EEG fallen. Den Anfang macht der Öko-Energieversorger mit dem Erwerb eines Windparks in Nordhessen.

Die sieben Anlagen des Windparks Eselsberg bei Trendelburg wurden bisher von einer Bürgerenergiegesellschaft betriebenen. Ab Anfang 2021 erhalten sie keine Vergütung mehr. Fünf dieser Windräder betreibt NATURSTROM dann weiter und beliefert daraus die eigenen Kunden, zwei werden durch eine moderne Anlage ersetzt.

Mit der Akquisition treibt der Öko-Energieversorger seine Strategie voran, ein umfangreiches Dienstleistungsangebot für Altanlagenbetreiber anzubieten. Es reicht von der Vermarktung des Stroms über die technische und kaufmännische Betriebsführung, Service und Wartung für Altanlagen bis hin zu Investitionen in betroffene Anlagen.

„Das Ende der EEG-Vergütung für tausende Anlagen markiert einen Epochenwechsel für die Energiewende“, erläutert Dr. Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender der NATURSTROM AG. „Ab 2021 werden große Mengen Windstrom für die Belieferung von Stromkunden zur Verfügung stehen, die sich eine nachgewiesene Belieferung aus deutschen Ökokraftwerken jenseits der Großwasserkraft wünschen.“ Bisher erhalten die Ökostromanlagen eine im EEG festgelegte Vergütung, weswegen der produzierte Strom nicht als Ökostrom vermarktet werden darf. Das ändert sich mit Wegfall der Vergütung. „Als Pionier der echten Ökostrombelieferung werden wir die Erzeugung und den Vertrieb von Strom aus regenerativen Quellen energiewirtschaftlich sinnvoll zusammenzuführen“, so Banning weiter. 

Silvester 2020 endet die EEG-Vergütung für Windenergieanlagen, die bereits 20 Jahre und länger am Netz sind. Dies betrifft Anlagen mit einer Leistung von rund 4.000 MW, so eine Studie des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard. In den fünf Folgejahren kommen noch einmal jährlich im Schnitt 2.300 bis 2.400 MW hinzu. Innerhalb von sechs Jahren fallen mit ca. 16.000 MW somit knapp 30 Prozent der in Deutschland installierten Windenergie-Leistung aus dem EEG. Viele Anlagen werden nicht durch neue ersetzt werden können, da sich zahlreiche Anforderungen geändert haben. Die Betreiber stehen also vor der Frage, ob sie solche Anlagen wirtschaftlich weiterbetreiben können oder stilllegen müssen. Der Weiterbetrieb ist aus Sicht der Stromkunden wünschenswert: Bis zu 1,6 Milliarden Euro ließen sich Berechnungen von NATURSTROM zufolge gegenüber dem Ersatz durch Neuanlagen sparen.

„Angesichts stark schwankender Marktpreise wird der Weiterbetrieb gerade der ältesten Anlagen kein Selbstläufer“, mahnt NATURSTROM-Vorstand Oliver Hummel. „Dabei ist es für die Energiewende enorm wichtig, dass ein Großteil der Erzeugungskapazitäten am Netz bleibt und weiterhin sauberen Strom produziert – zu dann sehr günstigen Preisen.“ Hierfür sei die Optimierung der Erträge ebenso wichtig wie eine Reduzierung der Betriebskosten, so Hummel weiter. „Durch die direkte Vermarktung als Ökostrom an Endkunden erzielen Anlagenbetreiber höhere Erlöse als am Spotmarkt der Strombörse. Gleichzeitig müssen aber auch Betriebsführung und Wartung angepasst werden. In all diesen Fällen sind wir den Betreibern ein Partner auf Augenhöhe.“

Nicht alle Anlagenbetreiber und Investoren werden diese tiefgreifenden Veränderungsprozesse und die daraus erwachenden Risiken mitgehen wollen. Wollen sie sich von ihren Investitionen trennen, steht NATURSTROM bereit, solche Anlagen aufzukaufen oder sich an ihnen zu beteiligen. So wie jetzt in Trendelburg: Der Windpark umfasst drei Anlagen des Typs V 47 und vier des Typs V 44, alle vom Hersteller Vestas. In Betrieb genommen wurden sie zwischen 1998 und 2000. Der Windpark verfügt über eine Leistung von 4.380 kW, pro Jahr produziert er rund 4,6 Mio. kWh.

Im Wettbewerb um die Altanlagen und ihre Stromerzeugung sieht sich NATURSTROM in einer guten Ausgangsposition. Das Unternehmen ist nicht nur einer der größten reinen Ökostromanbieter in Deutschland, sondern auch ein seit mehr als zehn Jahren etablierter Direktvermarkter, der rund 900 MW Nennleistung an Wind- und Solarenergie im Großhandel vermarktet. Bei Auslaufen der EEG-Vergütung will NATURSTROM mit den Strommengen aus betroffenen Anlagen wieder unmittelbar die eigenen Kunden versorgen. Es wäre nicht das erste Mal: Im Jahr 2007 war NATURSTROM der erste Energieversorger in Deutschland, der Ökostrom aus Windanlagen direkt an Endkunden geliefert hat. Dadurch konnten die Betreiber auf die EEG-Vergütung verzichten. Bis es zu einschneidenden Änderungen im EEG 2014 kam, war der Öko-Energieversorger Vorreiter und klarer Marktführer der Direktvermarktung für das Haushaltskundensegment.

Daneben betreibt NATURSTROM selbst Windenergie-, Photovoltaik- und Biomasseanlagen mit einer Leistung von zusammen knapp 180 MW, an weiteren Erzeugungsanlagen ist das Unternehmen beteiligt. In diesem Portfolio befinden sich auch ältere Anlagen, die Ende 2020 aus dem EEG ausscheiden und die NATURSTROM weiterbetreiben wird. Mit einer Beteiligung am Servicedienstleister StiegeWind GmbH und der Übernahme der MR SunStrom GmbH im Sommer 2018 hat der Öko-Energieversorger zudem Expertise in der technischen Betriebsführung sowie in den Bereichen Service und Wartung aufgebaut.

 

Bildmaterial zum Download:
Vorbesitzer Stephan Wenning im Gespräch mit NATURSTROM-Mitarbeitern (Foto: NATURSTROM AG)